Freitag, 30. Mai 2014
Back with a Bang :D
Hallo an euch alle!!!




gestern gab es ein kleines spontanes Konzert vor der Tanoda, weil Besucher im Dorf waren.

jaaaah ich weiß, ich war mal wieder recht schreibfaul.
Was ich z.T aber auch glaubwürdig entschuldigen kann: zwei Wochen lang hatten wir kein Internet! Man stelle sich mal vor. Das ist für den modernen Homo Digitalis fast schon ein Angriff auf seine Menschenwürde... Da entwickelt man auf einmal wieder ganz archaische Verhaltensmuster: abends im Bett lesen, statt skypen, morgens beim Frühstück Vogelgezwitscher hören statt Facebook.
Ich hatte mit meiner Mitbewohnerin eine ernsthafte Diskussion darüber, auf was wir lieber verzichten würden: fließend Wasser oder Internet.
Und als wollte uns das Schicksal herausfordern haben wir seit ein paar Wochen zwar wieder Internet aber kein warmes Wasser...

Soviel zu meinen alltäglichen Sorgen.
Ansonsten habe ich noch ein paar Neuigkeiten für euch. Zum einen dürft ihr euch an einem ZDF-Beitrag erfreuen, der zum Teil in Alsószentmáton gedreht wurde und wo man mich auch ein paar mal verwirrt durchs Bild huschen sieht (kleine Backgroundinfo: eigentlich sollte ich beim Dreh übersetzten und den Leuten helfen sich im Dorf zurecht zu finden. Es stellte sich aber recht schnell heraus, dass Fernsehmenschen eine recht eigenwillige Interpretation von Zusammenarbeit, Einhaltung von Absprachen und Höflichkeitsformen haben. Sprich: eigentlich hatte ich das Gefühl meine Aufgabe bestünde darin, zur falschen Zeit immer am exakt falschen Ort zu stehen...)
Das Positive an diesem Beitrag. Er zeigt auch ein Interview mit meinem "Chef" Lánko Jozsef, dem Pfarrer der die Caritas Foundation hier gegründet hat und seit dreißig Jahren in Alsószentmárton lebt und arbeitet.

Jozsi ist eigentlich kein Fan von Kameras (und ich weiß jetzt auch warum) aber so könnt ihr ihn wenigstens mal sehen. Ich könnte einen eigenen Blog führen nur über die Geschichten die ich schon von ihm und über ihn gehört habe (wenn ich nicht schon mit meinem eigenen überfordert wäre ;))
So er z.B. insgesamt 6 Kinder adoptiert und großgezogen, fast 15 Jahre ohne Gehalt gearbeitet (wegen Streitigkeiten mit dem Bischhof über die Eintreibung der Kirchensteuer), nebenbei hat er in Alsószentmáton (mit Hilfe unserer dt. Partnergemeinde) geholfen einen Kindergarten, eine Suppenküche und die dortige Tanoda aufzubauern. Mitlerweile betreut er 22 Dörfer hier im Umkreis, weil auch hier Priester fehlen und das obwohl er selbst eigentlich nie das Priesterseminar abgeschlossen hat, weil er seinerzeit wegen politischen Engagements rausgeschmissen wurde.
Also um es kurz zu machen: Ich habe sehr großen Respekt vor diesem Mann und mag ihn persönlich sehr auch weil er einen wunderbar sarkastischen Humor hat und überhaupt...Am Besten kommt ihr mich einfach mal besuchen und lernt ihn kennen. Hier also der versprochene Link zur ZDF-Mediathek:

http://www.zdf.de/ZDFmediathek#/beitrag/video/2152488/Brutzeln-am-Brennpunkt:-Ungarn

Die nächste Neuigkeit ist vielleicht keine sooo große Überraschung für die meisten für euch: Aber der Vollständigkeit halber schreibe ich es hier ganz offiziell rein. Für alle, denen ich es leider noch nicht persönlich mitteilen konnte oder die die Buschtrommeln noch nicht erreicht haben:

Ich bleibe noch ein bisschen in Ungarn!

Im Februar hat Laci (mein Chef in der Tanoda) mich gefragt, ob ich für September schon Pläne habe (...wer mich kennt, weiß, dass Pläne im Allgemeinen meine Sache nicht sind)
Und für den Fall, dass ich also keine hätte, ob ich nicht noch ein bisschen da bleiben möchte.
Es gab noch einige Details zu klären aber seit Ende März steht es definitiv fest: ab erstem August bin ich ofiziell bei der Caritas angestellt.
Was soll ich sagen...es macht einfach zu viel Spaß! Und es wäre auch wirklich schade, jetzt wieder davon zu laufen, wo ich grade das Gefühl habe auch sprachlich endlich anzukommen.
Mein Vertrag läuft dann noch mal ein Jahr, also habe ich noch bis August 2015 Zeit mein Ungarisch zu perfektionieren :)


Fragen, die ich bei unserem nächsten Zusammentreffen nicht hören möchte, da ich sie selbst noch nicht 100% beantworten kann:
1) Was wird aus deinem Studium?
2) Was machst du dannach?
3) Was willst du werden, wenn du groß bist?
--> ich verweise dezent nach oben an die Stelle, wo ich auf Pläne zu sprechen kam...

Fragen, über die wir gerne reden könne:
1) Was machst du denn gerade?
2) Was gefällt dir in Gilvánfa denn so?

Seit ich also von der "Freiwilligen" zur "Mitarbeiterin" mutiert bin habe ich auch ein paar neue Aufgaben bekommen: viel administratives Zeug. Soziale Arbeit heißt unterm Strich, dass man anderer Leute Geld verteilt und das will natürlich akribisch dokumentiert sein!
Es ist aber wirklich interessant zu sehen, wie eine NGO arbeitet und wie sich ein solcher Apperat überhaupt finaziert. Also ich kann nicht sagen, dass es langweilig wäre.

Und seit ein paar Wochen bin ich auch noch Handarbeitslehrerin...jaaah ihr habt richtig gelesen:) Meine liebe Kollegin und Freundin Judit musste leider kündigen, weil sie aus familiären Gründen einen Job in ihrer Heimatstadt angenommen hat. Wir haben zwar einen Nachfolger für ihrer Stelle: Gábor, seineszeichens interessaterweise Doktorant in der slavischen Philologie (das kann kein Zufall sein!). Aber auch wenn ich mit ihm mein Russisch ein bisschen auffrischen kann, so konnte er sich leider nicht dafür begeistern Judits Projekt "Handarbeit" weiterzuführen, weil es irgendwie nicht in der männlichen Natur zu liegen scheint mit Kindern Pinguine aus Eierschachteln und Sparschweine aus Plastikflaschen zu basteln. Sprich, als einzige verbliebene Frau im Team ist das jetzt mein Projekt.

Jah das war er erst mal: der große Rundumschlag an Neuigkeiten. Ich hoffe in heimatlichen Gefilden ist soweit alles in bester Ordnung und ich freue mich schon sehr darauf euch bald alle wieder zu sehen. Im Juli komm ich nach Hause!!!

Alles, alles Liebe!
Sarah



Dienstag, 22. April 2014
Im April mach ich, was ich will
Hallo meine Lieben,

Na, ist der Osterhase bei euch auch vorbeigehoppelt? Vielleicht aus gegebenem Anlass ein kleiner Überblick über ungarische Ostertraditionen: Am Ostermontag sollten Frauen und Mädchen sicherheitshalber ein Handtuch mit sich führen. Es gibt nämlich den Brauch, dass man von den Jungs mit Wasser besprenkelt wird und weil das Glück bringen soll, muss man ihnen danach ein bemaltes Ei oder Schokolade schenken. Ich hab den Sinn dahinter nicht so richtig erfasst und habe auch schon die abenteuerlichsten Erklärungen dazu vernommen: z.B. die Jungs würden die "hübschen Blumen gießen" auf dass sich ihr Herz öffne, oder Wasser war früher ein wertvolles Gut, weil man es immer vom Brunnen holen musste und deshalb drückt es Wertschätzung aus, wenn man jemand damit nass macht (?). Ich persönlich glaube, da hat sich mal ein ganz schlauer Fuchs einen Spaß erlaubt und die anderen Jungs fanden das so toll, dass sie es einfach nachgemacht haben.
Kulinarisch ist Ostern auch ein Highlight. Es gibt Reihenweise selbstgemachten Strudel, Kuchen und "Madár-Tej" das ist eine Art süße Suppe mit Eischnee-Bällchen. Außerdem steht in jeder Familie gekochter Schinken mit Rettich auf der Speisekarte.
Das Alles steht mir heute noch bevor. Wir haben das Osterfest in der Tanoda einfach ein bisschen verschoben, weil wir So und Mo geschlossen hatten. Am Gründonnerstag haben wir mit den Kids einen schönen Tag im Freien verbracht mit anschließendem Picknick. Ich habe auch ein Andenken davon mit nach Hause genommen. Nennen wir es mal "eine leichte Lebensmittelunverträglichkeit". Ich erspar euch die Details....

Ansonsten habe ich mir für das Wochenende mal eine besondere Freiheit erlaubt: Ich habe NICHTS gemacht. Ich habe alle Einladungen ausgeschlagen und mal zwei Tage ganz mit mir alleine (und seeehr viel Rammstein-Musik) verbracht. War einfach mal nötig.
Dafür kann ich jetzt wieder frisch in die Woche starten und das kann man durchaus wörtlich nehmen, da mir ja gleich noch die öffentliche Dusche bevorsteht.

Was gibt es sonst noch erwähnenswertes...
Ach ja: Wahlen!
Vielleicht hat es ja der ein oder andere Mitbekommen; am 06.04 haben die Ungarn ihren Ministerpräsidenten im Amt bestätigt. War im Großen und Ganzen für niemanden eine Überraschung. Zum einen hat Orbán nach den letzten Wahlen ein paar Verfassungsänderungen vorgenommen, die seiner Partei sehr zum Vorteil gereichen (um es mal dezent auszudrücken) zum anderen habe ihn selbst Ungarn gewählt, die ihn eigentlich nicht toll finden. Der Grund: mangelnde Alternativen, eine zerstrittene Opposition, deren Wahlplakate nur aus Diffamierungen gegen Orbáns Partei bestehen, ohne wirklich ein eigenes Konzept zu haben. Zusätzlich wird Politik in den öffentlichen Medien sehr bagatellisiert (böse Zungen behaupten ja, das könnte daran liegen, dass sie seit 2010 alle einer staatlichen Kontrollbehörde unterstehen). Alles in allem hat die Wahl daher kaum einen wirklich interessiert.
Interessant für mich waren vor allem die Stimmfangmethoden hier auf dem Land: In Alsószentmárton hat die Fidesz-Partei Zuckerwatte an die Kinder verteilt, In Gilvánfa wurde ein Schwein geschlachtet und ein Festmahl für das Dorf veranstaltet: Da spürt man richtig, dass Inhalte hier im Vordergrund stehen...
Meine Kollegen haben nur dafür gebetet, dass die Nazis (Jobbik) nicht so viele Stimmen bekommen. Sie haben leider doch über 20% erhalten. Man muss dazu aber auch sagen, dass man die Finanz- und Immobilienkriese hier noch immer spürt und sieht. Und die Jobbik bietet eine verführerisch einfache Erklärung für alle Misstände.

Ansonsten gibt es nichts wirklich interessantes zu erzählen....
Zum Schluss noch ein kleines Dankeschön an meine Besucher in diesem Monat: Jakob, Ani und Isi. Es war eine schöne Zeit mit jedem von euch!!! Isabel hätten die Kids ja am liebsten gleich dabehalten ;)

In diesem Sinne: machts gut! Minden jó, Boldogságot és sok-sok mókát kívánok nektek :D

Drückerle
Sarah



Montag, 24. März 2014
Frühlingsgefühle


Ja, er lebt noch! Ich führe aktive Wiederbelebungsmaßnahmen an meinem Blog durch. Zuerst gibt es deshalb einen kleinen Überblick, was in letzter Zeit so alles passiert ist.
(Nur am Rande: Hat irgendwer den März gesehen? Der ist irgendwie so schnell an mir vorbeigehuscht;)

Meine Besucher:

In diesem Monat war ich definitiv nicht alleine. Ich glaube ich zeichne ganz alleine Verantwortung dafür, dass die ungarische Touristenstatistik für März einen Sprung nach oben macht. Dabei haben mir alle meine Lieben ein paar schöne Erinnerungen dagelassen. Von Isi habe ich nicht nur ein großzügiges Fresspaket aud Dt bekomen. Es gab sogar noch ein paar gratis Grippeviren obendrauf :D Aber umsomehr freue ich mich auf Ostern, wenn wir dann das geplante Tanzprogramm nachholen.
Meine Ruhrpott Crew hat mir in Budapest ihr grenzenloses Vertrauen bewiesen, indem sie sich meinen Fähigkeiten als Reiseführer anvertraut hat:


Das ganze bei frühlingshaften Regenschauern, die uns ein sanftes Lüftchen ins Gesicht geweht hat. Herrlich!

Wir hatten sogar das Vergnügen am ungarischen Nationalfeiertag (15.03) in der Hauptstadt zu sein und ich hatte fast schon Mitleid mit den Nazis, die bei diesem Sauwetter durch die Stadt marschieren mussten.(Es gibt traditionell immer politische Demonstrationen an dem Tag. Nur haben diesesmal wahrscheinlich alle vernunftbegabten, politisch engangierten Menschen im Trockenen demonstriert).

Ein riesengroßes KÖSZÖNÖM an Isi, Anke, Katja und Maria dafür, dass ihr weder Wege noch Wetterlagen gescheut habt um zu mir zu kommen!!!





Meine Fernsehrkarierre:

Anfang des Monats hat dei Caritas Foundation eine Anfrage einer deutschen Produktionsfirma bekommen, ob sie in Alsószentmárton (ein anderes Zigeunerdorf, das wir betreuen) eine Doku über tratitionelles Zigeuneressen drehen können. Die Firma produziert u.a Shows für ZDF, ARD und WDR. Meine Aufgabe bei der ganzen Sache ist die Vermittlung zwischen den Fernsehleuten und den Beteiligten vor Ort. Meine Begeisterung darüber, dass ich mich bei dem Projekt irgendwie einbringen kann, hat einen kleinen Dämpfer erlebt, nachdem ich gemerkt habe, dass einige Menschen hier keine Kameras mögen und Geld wie überall auf Gottes lieber Erde ein äußerst leidiges Thema ist.
Drückt mir die Daumen, dass jetzt auf der Zielgeraden alles klappt. Der Plan ist, dass das Fernsehteam diesen Freitag kommt. Wenn ich weiß, wann und wo das ganze ausgestrahlt wird, sag ich euch natürlich Bescheid.

Meine zwei linken Füße

wir haben seit diesem Monat einen Tanzlehrer für unsere Tanoda gewinnen können. Jetzt gibt es einmal die Woche professionellen Tanzuterricht in Zigeunertanz. Viele der Kinder bringen schon ein gewisses Können mit, weil sie sich hier und da etwas abgeschaut haben. Aber umso schöner ist es, dass sie jetzt die Möglichkeit haben, diese Kunst richtig zu lernen.
Wir haben zwei Gruppen: die Kleinen und die Großen. Mit letzteren will unser Lehrer im Sommer auf einem kleinen Festival hier in der Nähe auftreten. Und jetzt ratet mal, wer da auch mitmachen darf?
Richtig, nach einem halben Jahr intensiver Nachhilfe in Sachen Rytmus, wurde ich für gut genug befunden mich an "seitwärts-Drehung-1,2,3" zu probieren. In einen Tanzkurs für Standardtänze habe ich es bis zum heutigen Tage ja noch nicht geschafft, aber dafür klappt das Fingerschnipsen inzwischen ganz gut.

Meine Kiddies:





"Meine" Kinder hier wachsen und gedeihen und ich fühle mich geehrt weil ich für eine Handvoll von ihnen jetzt ganz offiziell Mentor sein darf. Das heißt ich bin verantwortlich für die Beziehung zwischen Schüler-Schule-Eltern. Sollte es Probleme geben können sich Eltern, Lehrer oder die Kinder an mich wenden, wenn die Kommunikation untereinander nicht mehr klappt. Mit den älteren von meinen Mentor-Kids werde ich außerdem sog. Orientierungstage machen. Das soll ihen bei der Wahl der weiterführenden Schule bzw. der Berufswahl helfen. Zudem über wir schon mal wie man Bewerbungen schreibt etc.
Das ist wirklich spannend. Sogar der dazugehörige Papierkram hat einen gewissen Unterhaltungsfaktor. Vor allem weil mein Ungarisch dem muttersprachlichen Leser immer noch eine gewisse Fantasie abverlangt. Aber diese Sprache mit ihrer rätselhaften Syntax reizt ja geradezu zur kreativen Auslegung selbiger.
Apropos @ Frank: ich kann das lange Wort aus meinem letzten Beitrag leider nicht übersetzten. Ein Ungar hat versucht mir auf Englisch zu erklären, was es bedeutet und nachdem er mit 5 Relativsätzen immer noch nicht alle Wortteile übersetzen konnte, haben wir es gut sein lassen. Ich merke gerade aber auch selbst, wie schwer es sein kann, Kuriositäten aus seiner Muttersprache anderen zu erklären. Ich gebe hier auch Deutsch Unterricht und muss zugeben: diese Artikel sind wirklich gemein!

Mein Ausblick auf die nächsten Wochen

Sonne!!!
Und was man hier bei schönem Wetter ganz toll machen kann: Wandern. Hier ein kleiner Vorgeschmack:
sieht fast aus wie am Bodensee ;)


Alles alles Liebe aus Magyarmeckse!!!



Sonntag, 16. Februar 2014
Leckerbissen für Linguisten
Tadaaaaaa, sehr verehrte Damen und Herren, ich darf mit Stolz das längste Wort präsentieren, das die ungarische Sprache zu bieten hat:

Megszentségteleníthetetlensékeskedéseitekért

und jetzt noch mal für die Liebhaber unter euch aufgedröselt in Wuzeln, Suffixe, Präfixe, Postfixe, Interfixe und ganz fixe:

Meg-szent-ség-telen-ít-het-etlen-ség-eskedés-eitek-ért

So viel zu meinem fortlaufenden Spracherwerb; was gibt es sonst noch interessantes zu berichten...

Ich habe endlich ein eigenes Bicikli. Hier das Beweisfoto:




Das habe ich heute auf einem typisch ungarischen Flohmarkt in Pécs erstanden und bin dann 40 km damit zurück nach Magyarmecske geradelt. Dabei habe ich wirklich schöne Ecken hier in meiner Umgebung entdeckt, die mir bisher irgendwie entgangen sind. Dazu hatte ich auch noch richtiges Frühlingswetter- traumhaft. Einen kleinen Wermutstropfen gibt es aber doch: Ich werde mich morgen nur auf besonders weiche Stühle setzten können. Weiter möchte ich dazu nicht ins Detail gehen.

In Anbetracht der Umstände werdet ihr es mir auch vergeben, wenn ich es damit gut sein lasse und euch eine gute Nacht wünsche.
Jó éjt és majd mesélem tovább!



Mittwoch, 5. Februar 2014
Baba Néni
Hallöchen Drágaim,

ich werde mich jetzt gar nicht allzu lange mit meinem schlechten Gewissen aufhalten, weil ich mich so lange nicht mehr gemeldet habe (bocsi-sorry auf ungarisch;)), ich geb euch stattdessen mal was zu gucken:

Das ist die Citrom-Utca (Zitronenstarße) in Pécs. Eine meiner Lieblingsorte in der Stadt, weil sie so ein mediteranes Flair hat, aber mit einer weißen Schneedecke überm Kopf sieht sie doch auch nett aus.

...und von der großen Stadt ins kleine Dorf. Mein geliebtes Magyarmecske!

Eine Flasche Wein? Nein, dann doch lieber ein ganzes Fass (am liebsten aus Villany)





da wird es fast schon romantisch...


Was habe ich so alles erlebt die letzten Tage?

1. Villany

Wie ich vielleicht schon mal erwähnt habe, ist Villany eines der größten Weingebiete in Ungarn und liegt praktischerweise fast direkt vor meiner Haustüre. Anfang Januar war ich mit ein paar Freunden auf einer Verköstigungstour durch die Weinkeller Villany's und habe mal wieder was fürs Leben gelernt. Ich gestehe, dass ich (typisch Mädchen) bisher eher zu den lieblichen Weinen gegriffen habe, was einem wirklichen Weinliebhaber ja schier die Tränen in die Augen treibt. Denn, so bin ich mittlerweile eines Besseren belehrt worden, das seine ja keine richtigen Weine. Aber nicht nur geschmacklich war der Ausflug lohnenswert, Villany ist auch im Sommer einer wunderschöne Ausflugsgegend und ich war auf jeden Fall nicht zum letzten Mal da!!!

2. Kemence

Der Europäische Freiwilligendienst ist an und für sich ja eine tolle Sache, das einzige was ich vielleicht etwas kritisch anmerken würde, wäre, dass man alle Nase lang zu irgendwelchen Seminaren antanzen muss, die sich bislang wahlweise als Sektenähnliche Zusammenkunft sehr bibeltreuer Christen entpuppten oder als Aneinanderreihung sog. "Energizer" (Gruppenspiele mit dem Unterhaltungsfaktor von, sagen wir mal, Staubsaugen). Dementsprechend erwartungsvoll bin ich Mitte des Monats nach Kemence (ein kleines Dorf an der slowakischen Grenze) greist. In weiser Vorrausahnung habe ich ein bisschen gegärten Traubensaft aus Villany zur moralischen Unterstützung mitgenommen. Die Seminare haben allerdings auch ein Positives: man trifft die anderen Freiwilligen wieder, unter denen ich inzwischen auch ein paar Freunde gefunden habe und mit denen ich dann doch (wider Erwarten) Spaß bei der Sache hatte. Ich denke, ich habe auch etwas für meine "interkulturelle Kompetenz" getan. Ich weiß jetzt definitiv, dass polnischer Wodka besser schmeckt als russicher und lettischer Likör besser als polnischer Wodka.

3. Baba Néni

Zu guter Letzt möchte ich noch ein paar allgemeine Eindrücke aus meinem Alltag mit euch teilen. Ich habe mir hier inzwischen einen Spitznamen erarbeitet: im Dorf bin ich mittlerweile bekannt als "Baba Néni" (Kinder-Tante). Hintergrund ist der, dass ich meine Taetigkeit als Kindergartenlehrerin ein bisschen ausgeweitet habe. Ich habe ja bereits an andere Stelle einmal angemerkt, dass sich die Erzieherinnen in Gilvánfa nicht so richtig um die Kids zu kümmern scheinen. Ich muss getehen, dass ich mit dem Urteil ein bisschen voreilig war. Damals habe ich den Kindergarten immer nur Nachmittags erlebt und mein Eindruck, war, dass die Erzieherinnen sich einen faulen Lenz machen. Darum habe ich beschlossen auch vormittags mitzuhelfen um einen bessen Einblick zu bekommen umd da ich seit neuestem auch ein Fahrrad habe, hat sich auch das Problem gelöst, wie ich Vormittags nach Gilvánfa komme (der erste Bus kommt um 12.30). Seitdem weiss (sorry, die tastatur hat leider kein schrfes s) ich auch was hier vormittags so los ist und mein Verstaendniss für die Frauen ist betraechtlich gewachsen. Die sind einfach chronisch unterbesezt. Deshalb habe ich meinen Englischunterricht jetzt auf den Vormittag verlegt (wodurch sich sowohl die Teilnehmerzahl als auch die Lautstaerke verdoppelt haben). Dannach bleibe ich noch ein bisschen im Kindergarten und kümmer mich hauptsaechlich um die Kids die bald in die Schule kommen. Wir üben dann schon mal ein bisschen zaehlen, schreiben etc. Das macht auch wirklich Spass und ist für manche der Kinder vermutlich sinnvoller als Englischunterricht, weil die schon mit dem Ungarischen mehr als genug Probleme haben.
Andere dagegen kommen gut mit ihrer Bilingualen Erziehung zurecht und singen dann mit Freude "If you're happy and you know it...." - jeder halt wie er's kann. Und weil ich mittlerweile einen Berg an Unterrichtsmaterialien für Kindergartenkids habe, dachte ich mir, es waere schön, die nicht nur ein Mal zu verwenden und habe meine Dienste auch in Magyarmecske angeboten. Ums kurz zu machen: langweilig wird mir seither nur noch selten, aber dafür komm ich auch mehr mit den Leuten in Kontakt und habe so eben meinen neuen Spitznamen erhalten. Jetzt bin ich halt die Kindertante :) In diesem Sinne macht es gut und fühlt euch gedrückt!!!!
Sarah