Montag, 20. Januar 2014
...And a Happy New Year (BUÉK)
Hallo meine Lieben,
also zunächst einmal, an alle ein frohes, wenn auch verspätetes BUÉK (Boldoh újj évet kívánok). Ich war aus technischen Grüneden leider verhindert. Mein Laptop hat pünktlich zu seinem 5. Geburtstag den Geist aufgegeben und meinem Protest gegen die Wegwerfgesellschaft folgend habe ich fast zwei Wochen auf die Reperatur gewartet. Nun habe ich zwar wieder Internet aber leider keine Zeit. Ich bin schon wieder auf dem Sprung auf zum nächsten Volunteer-Seminar irgendwo am A...llerinteressantesten Ort der Welt. Vorraussichtlich nächstes Wochenende gibt es dann mal wieder ausführlichere News. Vorläufig nur so viel: Mir gehts gut, Arbeit läuft, Das neue Jahr hat (von der Laptop Panne abgesehen) sehr gut angefangen und ich freue mich schon sehr auf all die Besucher, die sich für die nächsten Monate angekündigt haben. Bis denele und noch ein schönes Bildchen für euch: So sieht ein schöner Morgen in Magyarmecske aus




Dienstag, 24. Dezember 2013
Boldog Karácsonyt
Hallo meine Lieben,

das wird ein kurzer Eintrag, weil ich eigentlich grade arbeite. Ich wollte euch einfach ein paar gaaaanz liebe Weihnachtsgrüsse dalassen und zwei der Gründe, weshalb ich momentan ein bisschen im Dreieck spring:



Die Beiden freuen sich naemlich schon auf ein Weihnachtsfest mir Geschenken und sogar was Suessem. Ich wuensche euch allen ein wunderschoenes Fest und freue mich schon darauf euch im neuen Jahr wiederzusehen.

Alles alles Liebe
Sarah



Montag, 16. Dezember 2013
Networking- Theorie und Praxis
Hallo, hello und sziasztok!

Ich bin gerade frisch von einem EVS- Volunteer Training zurück gekommen und wollte euch mal ein kleines Update dalassen.

Ich habe ja nach meiner Ankunft in Ungarn schon ein zweiwöchiges Seminar meiner (manchmal etwas sehr christlichen) Co-Organisation genossen, jetzt kam also noch ein sog. EVS-On arrival Training hinzu. Alles was ich bis dahin von diesen Trainings wusste war, dass sie für alle Freiwilligen verpflichtend sind. Jetzt hab ich das erste hinter mir und eine Frage drängt sich mir ganz besonders auf:

WARUM treffe ich überall nur Deutsche? Der Europäische Freiwilligendienst steht allen jungen Leuten zwischen 18 und 30 in GANZ Europa und den angrenzenden Staaten offen. Grob übern Daumen gepeilt macht das über 30 Staaten. Dennoch muss man andere Nationen auf EVS Events mit der Lupe suchen. Zuerst dachte ich, es wäre nur in Ungarn so schlimm, wegen der Nähe zu Deutschland, aber jetzt habe ich ein paar Leute getroffen, darunter einen Serben der schon zu dutzenden Events in ganz Europa gereist ist und mir meine Befürchtung bestätigt hat: Es ist überall so. Nicht dass ich was gegen meine Landleute hätte, aber es wäre einfach irgendwie spannender, wenn sich die Leute auf einem internationalen Training nicht über ihre Abifeier in Hintertupfingen unterhalten würden.

Insgesamt war es aber dann doch eine nette Woche. Das Training fand in Budapest in einem Hotel statt und es bestand somit zumindest die Möglichkeit in den Pausen meine Freunde in Budapest zu besuchen. Von dem Training selbst konnte ich auch ein paar nützliche Infos mitnehmen im Wesentlichen darüber, wie NGOs überhaupt arbeiten, wie Europäische Programme funktionieren etc.
Natürlich auch ganz viel über "key competences" und "soft skills". Wenn ich z.B eine e-mail auf Englisch schreibe, zeigt das meine "digital competence", gleichzeitig verbessere ich meine "cummunication skills" und praktizieren aktives "networking" ;)...man muss dem Kind nur einen schönen Namen geben, dann hört sich das mit einem Mal furchtbar gebildet an.

Wirklich erhellende Momente hatte ich dann allerdings auch noch.
So habe ich unter anderem eine Armenierin kennen gelernt, mit der ich ein bisschen russisch reden konnte und ein paar Spanier mit beeindruckendem Optimismus. Sie verfolgen den Plan in eine Bar aufzumachen (davon hat es ja auch so wenige in Budapest...).

In dem ganzen Trubel habe ich fast vergessen, dass schon bald Weihnachten ist. So richtig kommt bei mir auch einfach keine Weihnachtsstimmung auf. Vielleicht fehlen mir am Ende doch die Christbäume???
Auf dem Weihnachtsmarkt in Budapest überkam mich ganz plötzlich das Heimweh, vor allem weil ich in der Woche kein Internet hatte und einem Geburtstagskind in der Heimat nicht gratulieren konnte. Da habe ich fast schon mit dem Gedanken gespielt mich einfach in den nächsten Zug zu setzten und mal eben zuhause vorbei zu schauen. Aber so schön das auch klingt, es geht leider nicht. Ich habe meinen Kollegen schon vollmundig versprochen, dass ich über Weihnachten hier bleibe und bin somit fest in das Weihnachtsprogramm eingespannt.
Ich freue mich ja auch darauf Weihnachten mit meinen Kids zu feiern und ich hab auch schon eine kleine Idee, wie wenigstens ein kleiner Teil "Sarah" rechtzeitig zum Fest nach Mahlspüren kommt :)

Zum Schluss habe ich noch eine kleine romantische Geschichte aus Budapest für euch. Auf meinem Ankunftsseminar im September habe ich unter anderem Giuseppe (Italien) und Bascha (Polen) kennengelernt. Die beiden sind seit dem ein Paar und es ist wohl offenbar sogar so ernst, dass Giuseppe das Weihnachtsfest in Polen mit Baschas Familie verbringt. Das ist dann wohl auch eine Form von "global networking" ;)

Ich denk an euch und schicke euch ganz viele liebe Grüße!
Sarah



Dienstag, 10. Dezember 2013
oh szép fenyö...
Hallo zusammen,
ich weiß nicht, ob ihr die Uhrzeit sehen könnt, zu der ich diesen Beitrag verfasse, aber ich halte es hier sicherheitshalber fest: 00.40 Uhr. Wiso musste es so spät werden, bis meine Hände den Weg zur Tastatur gefunden haben?

Ich schleppe mich seit zwei Wochen mit einer schleichenden Erkätung durch die Gegend und noch diverser anderer Wehwehchen, was die lieben Menschen in meiner Umgebung leider dazu veranlasst, alle möglichen (und unmöglichen) Hausmittelchen an mir auszuprobieren. Standartmäßig wird natürlich als erstes immer Pálinka empfohlen, wer das überlebt sieht sich hiernach einer Tasse heißem, dampfenden Zwiebeltee gegenüber. Man koche hierzu einfach die Schalen roter Zwiebeln aus und serviere das ganze dann auch noch mit Ingwer (es klingt nur halb so eklig, wie es schmeckt...selbst wenn man davor noch so viel Palinka getrunken hat). Besonders hartnäckige Vieren bekommen es im Folgenden mit einer Mischung zu tun, die selbst die Inkarnation des Bösen in die Flucht schlägt: Knoblauch in Honig eingelegt (nach transilvanischem Originalrezept). Danach hat mich nicht nur Dracula für einige Tage gemieden, auch der Englisch Unterricht gestaltet sich schwer, wenn man kaum den Mund aufmachen kann ohne ...naja ihr könnt es euch denken.
Wen die Viren nicht in die Knie zwingen, den kriegt diese Kur garantiert klein.
Außerdem wurde ich, wie so viele Menschen jedes Jahr von dieser immer wiederkehrenden Weihnachtszeit überrascht.
Weihnachtsdeko hier, Weihnachtsmarktbesuche dort (ohne Glühwein, dafür mit ganz vielen Kindern...die Kopfschmerzen danach sind ungefähr vergleichbar), zwischen drin eine Caritas-Jahresfeier für die im Dorf sogar ein Schwein geschlachtet wurde.
Ich will jetzt gar nicht großartig die Vegetarier-Diskussion aufmachen, schon gar nicht in Anbetracht der ungarischen Küche, ABER zwei kleine Bemerkungen seinen mir erlaubt.
1. Die haben das Tier auf "traditionelle Art" geschlachtet, was heißt, dass man auf den Kopfschuss vor dem Schnitt durch die Kehle verzichtete hat. Stattdessen wurde das Schwein vorne und hinten festgehalten, dann recht unsauber die Kehle durchgeschnitten und der Kopf schließlich mit einem Beil abgehackt. Das ist auf jeden Fall ehrlicher als die Massenschlachtung in großen Fabrikhallen, aber dennoch darf man Traditionen doch ab und an hinterfragen! Warum hat man den Tieren früher die Kehle durchgeschnitten? Weil es keine andere Möglichkeit gab. Muss man das beibehalten, wenn es nicht notwendig ist? Meinetwegen können Menschen Tiere essen, auch wenn es vernünftigere Alternativen gibt, aber muss man sie davor unbedingt quälen? Ich habe darauf verzichtet, mir das Spektakel anzusehen, aber ich ich konnte leider nicht umhin es zu hören und das hat eigentlich schon gereicht.
2. Ich muss leider hinzufügen: in Anbetracht der Schmackhaftigkeit des Essens ist das Vieh vollkommen umsonst gestorben.

Ich komme lieber zu einem schöneren Thema: Nikolaus. Angesichts der Uhrzeit in Stichworten: Kindergarten, Puppentheater, Präsentation eines englischen Songs mit Tanz und gaaaanz stolzen Kindern, weil sie jetzt englisch sprechen können ;) Schokonikoläuse für die Tánoda-Kids und einer wunderschönen Nikolausüberraschung aus Deutschland für mich :D

Und bevor ich es dann für heute auch gut sein lasse noch eine kleine Geschichte aus der Kategorie "Warum kann Dummheit nicht wehtun???"

Meine liebe Kollegin Judit arbeitet neben Ihrem Job in der Tánoda auch noch in einer Eliteschule in Pécs als Latein-Nachhilfelehrerin. Diese Schule sammelt jedes Jahr zu Weihnachten für notleidende Kinder. Meistens werden Secondhand Kleider und Spielsachen zu Päckchen verpackt, die sie dann irgendwohin schicken, wo nicht so viel unterm Baum liegt. Judit hat unter ihren Kollegen die Kinder aus Gilvánfa und Alsoszentmárton als Empfänger der Pakete ins Gespräch gebracht, unwissend, dass sie diese damit in eine ganz "ääärnsten" Konflikt bringt. Einerseits kann die Direktorin schlecht erklären, was die Kinder dort von armen Kindern ein paar hundert Kilometer weiter in Rumänien unterscheidet ohne sich offen als Rassistin zu bekennen, andererseits wird die Schule größtenteils von treuen Fidesz-Wählern finanziert. Es wäre schon fast zynisch, wenn die auf einmal Care-Pakete für Zigeuner schnüren würden, wo sie ihnen sonst wahrscheinlich am liebsten die ungarische Staatsbürgerschaft wegnehmen würden.
Die Lösung, die die Schulleitung nun gefunden hat: In diesem Jahr sammeln sie einfach für die "armen Kinder" an ihrer Schule, aber natürlich keine gebrauchten Kleider, denn man will ja niemanden beleidigen. Stattdessen dürfen gewillte Gutmenschen nun Shoppinggutscheine spenden; für die weniger Begüterten unter den gut Behüteten.
Wenn einem das nicht die Tränen in die Augen treibt...

Selbige fallen mir jetzt auch langsam zu....Gute Nacht Und seid mir nicht böse, wenn es manchmal ein bisschen länger dauert mit dem Schreiben.

denkt an mich, wenn ihr die Tage Knoblauch esst ;)
Sarah



Mittwoch, 27. November 2013
Mal wieder was Neues
Sziaszok drágaim!

Ich weiß, ich habe euch lange warten lassen, aber ich könnte auch schwören, dass gestern noch Oktober war. Die letzten Wochen sind wirklich wie im Flug vergangen. Ich werde einfach mal ein paar Eindrücke aus den letzten zwei Wochen Revue passieren lassen:

Z.B. der vorletzte Samstag (16.11). Da war in Glivánfa eine große Ausstellung mit fast schon prominenten Gästen und ein Fernsehteam war auch da (Uhiii, ich bin im Fernsehen ;)) Ausgestellt wurde ein Projekt, das einer meiner Chefs (Peter) mit den Familien des Dorfes zusammen seit einigen Jahren betreibt. Er hat die Familienstammbäume recherchiert und einige sehr interessante Tatsachen herausgefunden. Z.B. lebten in dem Dorf vor dem zweiten Weltkrieg jüdische und Zigeunerfamilien zusammen; vereinzelt kam es sogar zu Eheschließungen. Außerdem konnte er die ursprüngliche Siedlung im Wald rekonstruieren und es gibt sogar einige wenige Fotos von diesen traditionellen Lehmbauten (erinnern ein wenig an Iglus). Um nun dieses umfangreiche Wissen an den Mann zu bringen wurde die Kirche des Dorfes kurzfristig umfunktioniert und all die gesammelten Fotos, die Siedlungsrekonstruktion und die die Familienstammbäume der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. (Peter hat versprochen mir die Tage ein paar Fotos zu schicken, die werde ich dann auch hochladen)

Peter selbst ist auch politisch sehr aktiv und kennt dementsprechend viele wichtige Leute aus der Umgebung und so war am Samstag ein interessanter Mix an Menschen in Gilvánfa versammelt. Zum einen die Einwohner samt Verwandten und zum anderen Professoren aus Pécs und Budapest, Politiker, Journalisten und ganz viele Caritasmitarbeiter. Am bezeichnensten für das Aufeinanderprallen dieser zwei Welten war für mich folgende Szene: Für die Kinder war das Kamerateam natürlich die Attraktion schlechthin und mein kleiner Liebling Krisztián (6 Jahre alt) hat die Gunst der Stunde genutzt und wollte ihnen sofort die neuen Hundewelpen bei ihm zuhause zeigen. Daraufhin ist das ganze Team in das recht heruntergekommene Haus gestapft, und hat die Kamera draufgehalten. Ich war selbst in dem Haus, weil Krisztián mir die Hundewelpen ein paar Tage zuvor auch unbedingt zeigen wollte und gebe zu, dass man einfach zweimal hinguckt, wenn man diesen Anblick nicht gewohnt ist. Aber wie das alles einfach ohne seine Eltern zu fragen zu filmen, fand ich doch schon ziemlich voyeuristisch. Ich habe auch Krisztiáns Mutter gesehen, die schnell noch versucht hat, ein paar Sachen wegzuräumen und ein paar Katzen rauszuscheuchen, weil es ihr sichtlich unangenehm war.
Später durfte dann noch der Chor des Dorfes ein paar traditionelle Lieder in der traditionellen Kleidung zum Besten geben; frei nach dem Motto: wenn schon Zigeuner, dann bitte echte Zigeuner.

Das Stammbaumprojekt selbst finde ich aber wirklich sehr interessant und offenbar nicht nur ich. Im Dezember kommt eine kanadische Doktorandin für einige Wochen nach Gilvánfa, extra deswegen.

Die Woche darauf wurde dann ein bisschen von der Nachricht überschattet, dass meine Lieblingskollegin gekündigt hat. Sie hat einen besser bezahlten Job in Pécs gefunden und ist schweren Herzens gegangen. Das hatte zur Folge dass wir die letzten Tage leicht unterbesetzt waren. Ich habe das unter anderem daran gemerkt, dass ich Leute manchmal ganz unbewusst auf Deutsch angesprochen habe, weil ich zu fertig war, um auf Ungarisch umzuschalten. Nichtsdestotrotz waren es aber auch schöne Tage. Zum einen habe ich ein regelmäßiges Schachdate mit einem der Teenager aus der Tánoda. Ich hab den Jungen bisher immer ziemlich aggressiv erlebt und er hat bis jetzt auch kein sonderlich großes Interesse daran gezeigt, sich mit mir und meinem komischen Ungarisch abzumühen. Seit er allerdings entdeckt hat, dass wir ungefähr gleich gut Schach spielen ist er wie ausgewechselt zu mir und kommt jetzt fast jeden Tag, abends wenn der meiste Trubel vorbei ist, um mit mir Schach zu spielen. Außerdem verbringe ich ein bisschen mehr Zeit mit der einen meiner Mitbewohnerinnen und wir haben auch schon erste Kontakte zu echten Magyarmecske-Einwohnern knüpfen können. Alles in allem fühlt es sich langsam ein bisschen mehr nach „angekommen sein“ an.

Diese Woche hatte ich außerdem bereits zwei kleine „Aha"-Momente. Nummer 1: Obwohl Pécs wesentlich südlicher liegt als Bochum, ist es nicht wärmer hier. Nummer 2: Es ist schon bald Nikolaus! Das heißt jetzt werden fleißig Nikolausreime eingeübt und Bilder gemalt und mit meinen Kindergartenkiddies studiere ich sogar „Lasst uns froh und munter sein“ auf Englisch ein…mit dazugehörigem Tanz. Das ist sooooo süß.

Jetzt seid ihr wenigstens wieder halbwegs auf dem Laufenden. Vielleicht sollte ich mir auch ein regelmäßiges Blog-Date einrichten. Damit ihr nicht mehr so lange warten müsst ;)

Ein ganz herzliches
„Lustig, lustig Tralalalala“ für euch alle!
Sarah