Back with a Bang :D
Hallo an euch alle!!!




gestern gab es ein kleines spontanes Konzert vor der Tanoda, weil Besucher im Dorf waren.

jaaaah ich weiß, ich war mal wieder recht schreibfaul.
Was ich z.T aber auch glaubwürdig entschuldigen kann: zwei Wochen lang hatten wir kein Internet! Man stelle sich mal vor. Das ist für den modernen Homo Digitalis fast schon ein Angriff auf seine Menschenwürde... Da entwickelt man auf einmal wieder ganz archaische Verhaltensmuster: abends im Bett lesen, statt skypen, morgens beim Frühstück Vogelgezwitscher hören statt Facebook.
Ich hatte mit meiner Mitbewohnerin eine ernsthafte Diskussion darüber, auf was wir lieber verzichten würden: fließend Wasser oder Internet.
Und als wollte uns das Schicksal herausfordern haben wir seit ein paar Wochen zwar wieder Internet aber kein warmes Wasser...

Soviel zu meinen alltäglichen Sorgen.
Ansonsten habe ich noch ein paar Neuigkeiten für euch. Zum einen dürft ihr euch an einem ZDF-Beitrag erfreuen, der zum Teil in Alsószentmáton gedreht wurde und wo man mich auch ein paar mal verwirrt durchs Bild huschen sieht (kleine Backgroundinfo: eigentlich sollte ich beim Dreh übersetzten und den Leuten helfen sich im Dorf zurecht zu finden. Es stellte sich aber recht schnell heraus, dass Fernsehmenschen eine recht eigenwillige Interpretation von Zusammenarbeit, Einhaltung von Absprachen und Höflichkeitsformen haben. Sprich: eigentlich hatte ich das Gefühl meine Aufgabe bestünde darin, zur falschen Zeit immer am exakt falschen Ort zu stehen...)
Das Positive an diesem Beitrag. Er zeigt auch ein Interview mit meinem "Chef" Lánko Jozsef, dem Pfarrer der die Caritas Foundation hier gegründet hat und seit dreißig Jahren in Alsószentmárton lebt und arbeitet.

Jozsi ist eigentlich kein Fan von Kameras (und ich weiß jetzt auch warum) aber so könnt ihr ihn wenigstens mal sehen. Ich könnte einen eigenen Blog führen nur über die Geschichten die ich schon von ihm und über ihn gehört habe (wenn ich nicht schon mit meinem eigenen überfordert wäre ;))
So er z.B. insgesamt 6 Kinder adoptiert und großgezogen, fast 15 Jahre ohne Gehalt gearbeitet (wegen Streitigkeiten mit dem Bischhof über die Eintreibung der Kirchensteuer), nebenbei hat er in Alsószentmáton (mit Hilfe unserer dt. Partnergemeinde) geholfen einen Kindergarten, eine Suppenküche und die dortige Tanoda aufzubauern. Mitlerweile betreut er 22 Dörfer hier im Umkreis, weil auch hier Priester fehlen und das obwohl er selbst eigentlich nie das Priesterseminar abgeschlossen hat, weil er seinerzeit wegen politischen Engagements rausgeschmissen wurde.
Also um es kurz zu machen: Ich habe sehr großen Respekt vor diesem Mann und mag ihn persönlich sehr auch weil er einen wunderbar sarkastischen Humor hat und überhaupt...Am Besten kommt ihr mich einfach mal besuchen und lernt ihn kennen. Hier also der versprochene Link zur ZDF-Mediathek:

http://www.zdf.de/ZDFmediathek#/beitrag/video/2152488/Brutzeln-am-Brennpunkt:-Ungarn

Die nächste Neuigkeit ist vielleicht keine sooo große Überraschung für die meisten für euch: Aber der Vollständigkeit halber schreibe ich es hier ganz offiziell rein. Für alle, denen ich es leider noch nicht persönlich mitteilen konnte oder die die Buschtrommeln noch nicht erreicht haben:

Ich bleibe noch ein bisschen in Ungarn!

Im Februar hat Laci (mein Chef in der Tanoda) mich gefragt, ob ich für September schon Pläne habe (...wer mich kennt, weiß, dass Pläne im Allgemeinen meine Sache nicht sind)
Und für den Fall, dass ich also keine hätte, ob ich nicht noch ein bisschen da bleiben möchte.
Es gab noch einige Details zu klären aber seit Ende März steht es definitiv fest: ab erstem August bin ich ofiziell bei der Caritas angestellt.
Was soll ich sagen...es macht einfach zu viel Spaß! Und es wäre auch wirklich schade, jetzt wieder davon zu laufen, wo ich grade das Gefühl habe auch sprachlich endlich anzukommen.
Mein Vertrag läuft dann noch mal ein Jahr, also habe ich noch bis August 2015 Zeit mein Ungarisch zu perfektionieren :)


Fragen, die ich bei unserem nächsten Zusammentreffen nicht hören möchte, da ich sie selbst noch nicht 100% beantworten kann:
1) Was wird aus deinem Studium?
2) Was machst du dannach?
3) Was willst du werden, wenn du groß bist?
--> ich verweise dezent nach oben an die Stelle, wo ich auf Pläne zu sprechen kam...

Fragen, über die wir gerne reden könne:
1) Was machst du denn gerade?
2) Was gefällt dir in Gilvánfa denn so?

Seit ich also von der "Freiwilligen" zur "Mitarbeiterin" mutiert bin habe ich auch ein paar neue Aufgaben bekommen: viel administratives Zeug. Soziale Arbeit heißt unterm Strich, dass man anderer Leute Geld verteilt und das will natürlich akribisch dokumentiert sein!
Es ist aber wirklich interessant zu sehen, wie eine NGO arbeitet und wie sich ein solcher Apperat überhaupt finaziert. Also ich kann nicht sagen, dass es langweilig wäre.

Und seit ein paar Wochen bin ich auch noch Handarbeitslehrerin...jaaah ihr habt richtig gelesen:) Meine liebe Kollegin und Freundin Judit musste leider kündigen, weil sie aus familiären Gründen einen Job in ihrer Heimatstadt angenommen hat. Wir haben zwar einen Nachfolger für ihrer Stelle: Gábor, seineszeichens interessaterweise Doktorant in der slavischen Philologie (das kann kein Zufall sein!). Aber auch wenn ich mit ihm mein Russisch ein bisschen auffrischen kann, so konnte er sich leider nicht dafür begeistern Judits Projekt "Handarbeit" weiterzuführen, weil es irgendwie nicht in der männlichen Natur zu liegen scheint mit Kindern Pinguine aus Eierschachteln und Sparschweine aus Plastikflaschen zu basteln. Sprich, als einzige verbliebene Frau im Team ist das jetzt mein Projekt.

Jah das war er erst mal: der große Rundumschlag an Neuigkeiten. Ich hoffe in heimatlichen Gefilden ist soweit alles in bester Ordnung und ich freue mich schon sehr darauf euch bald alle wieder zu sehen. Im Juli komm ich nach Hause!!!

Alles, alles Liebe!
Sarah