Dienstag, 12. November 2013
Ist das Leben nicht Szimpla?
Ein leise gehauchtes "Hallo" an meine Lieben,

ich befinde mich momentan noch in der Rehabilitationsphase nach den letzten Tagen....aber aus anderen Gründen als ihr jetzt vielleicht denkt.

Es hatte so schön angefangen am Freitag. In Budapest angekommen, hatte ich das Privileg in einer absolut perfekten Wohnung, direkt im Zentrum von Pest unterzukommen. Altbau, meterhohe Decken, ein Innenhof, der aussieht wie der Kaninchenbau aus Alice im Wunderland. Dazu meine lettische Freundin Madara und ein Willkommenstrunk aus ihrer Heimat mit dem treffenden Namen Balszam. Bei der anschließenden Hazibuli fanden sich noch weitere bekannte Gesichter und natürlich war das dominierende Gesprächsthema "Na....wie läuft es denn bei dir so?" Für Manche war dies leider das Sprungbrett in einen Pool aus Selbstmitleid. Genährt wurde selbiges aus der Tatsache, dass sie sich ja so furchtbar langweilen würden...in Budapest...einer Stadt mit zwei Millionen Einwohnern. Und sie hatten noch nicht einmal den Anstand, den beißenden Sarkasmus in meinen Antworten zu bemerken, den ich mir leider wirklich nicht verkneifen konnte, nachdem ich fast 6 Stunden durch die Pampa getuckert bin, um mir das anzuhören. Ohne mich jetzt all zu sehr über die Geisteshaltung einiger meiner Mitstreiter zu echauffieren, für die ein Freiwilligenjahr nur eine weitere Etappe auf dem Weg zum perfekten Lebenslauf darstellt, muss ich doch sagen, dass manche EVS Stellen eine reine Geldverschwendung darstellen. Eines der Mädels, die vor Langeweile umzukommen droht, sobald ihr Smartphone Akku leer ist, arbeitet in einem privaten Kindergarten im Villenviertel von Buda. Dort ist je eine Erzieherin für 5 Kinder zuständig. Das Programm reicht von musikalischer Frühförderung über bilinguale Erziehung bis hin zu Tanzstunden. Ihre Aufgabe als Freiwillige besteht einzig und allein darin, da zu sein und mit den Kindern auf deutsch zu spielen, wenn denen zwischen Klavier- und Ballettunterricht gerade der Sinn danach steht. Mein Problem an der Sache ist, dass ich nicht verstehe, warum dieser Kindergarten von der EU finanzierte EVS Freiwillige braucht. Ob es vielleicht daran liegen könnte, dass recht enge persönliche Kontakte zu der CO-Organisation bestehen....

Zum Glück hatte Madara allerdings auch noch andere Partygäste eingeladen mit denen wir dann irgendwann in Richtung Szimpla losgezogen sind. Wer oder was ist Szimpla?
Szimpla Kert ist einer der spannendsten Orte, die ich bisher gesehen habe. Eine Wohnhausruine im Zentrum von Pest, in der einfach jeder Quadratzentimeter die Frage aufwirft: Ist das Kunst, oder kann das weg?
(Einfach mal Szimpla bei Google eingeben und Bilder angucken...oder besser noch: herkommen:) Bei Nacht ist es ein Club der etwas anderen Art, bei Tag eine Art Marktplatz. Natürlich trifft man echte Budapester eher selten dort an, höchstens wenn sie ausländischen Freunden diesen Ort zeigen wollen. Aber auch wenn es kein wirklicher Insidertipp ist, lohnt es sich auf jeden Fall.

Schnitt [Samstag Mittag]
Wir haben irgendwo in der Innenstadt gefrühstückt und uns danach die Stadt angeschaut, wobei man diese Phrase irgendwie schlecht auf Budapest anwenden kann. Ein Ungar der seit mittlerweile sieben Jahren dort lebt, ist felsenfest der Meinung, dass diese Stadt der Beweis dafür ist, dass wir alle in der Matrix leben. Menschen und Dinge könnten hier in Telefonzellen verschwinden, ohne dass es jemandem auffallen würde. Aber ich muss fairerweise gestehen, dass auf mich als Unschuld vom Lande, wahrscheinlich jeden Großstadt einen ähnlichen Eindruck machen würde.

Schnitt [Samstag Abend]
Was macht man an einem Samstagabend in Budapest wohl....richtig, wir haben uns natürlich gelangweilt.

Schnitt [Sonntag Morgen]
Frühstück im Szimpla, Glühwein auf der Fischbastei und dann hieß es auch schon wieder schweren Herzens Abschied nehmen. Auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin, ob man sich in Budapest jemals wirklich heimisch fühlen könnte. Ich bin froh, dass ich für die nächsten Jahre immer eine Matratze in Budapest haben werde, weil das definitiv nicht das letzte Mal war, dass ich dort gewesen bin. Gleichzeitig bin ich aber auch froh, dass es mich nach Magyarmecske verschlagen hat.

Das eigentliche Abenteuer des Wochenendes begann aber erst, als ich schon auf der Heimreise nach Pécs war. Mein Zug beschloss nämlich mitten auf der Strecke im Nirgendwo stehen zu bleiben. Die nächsten zwei Stunden war ich dann damit beschäftigt, konfuse ungarische Ansagen zu übersetzten und eine Übernachtungsmöglichkeit in Pécs zu organisieren bis es dann endlich weiterging. Am Bahnhof in Pécs bin ich dann auch siegreich aus der Schlacht um ein freies Taxi hervorgegangen nur um dem Fahrer dann verständlich zu machen, dass ich nicht den dreifachen Preis bezahlen möchte, nur weil ich augenscheinlich keinen Ungarin bin. Dezent verkatert bei Judit angekommen habe ihr auf Knien für das angebotene Bett gedankt, der einzige Haken war nur, dass ich es keine sechs Stunden später schon wieder verlassen musste, weil gestern eine große St. Martins Feier in einem Dorf in der Nähe geplant war, zu der wir mit dem gesamten Tánoda-Team und allen Kiddies gefahren sind. Immer noch die Klamotten von Budapest am Leib, habe ich im strömenden Regen bei molligen 7 Grad Stunden damit zugebracht auf matschigen Sportplätzen herum zu waten und habe mir gewünscht, der heilige St. Martin wäre im August oder meinetwegen September auf die Idee gekommen, seinen Mantel zu teilen. Am Ende waren dann aber doch noch ein paar Highlight dabei, so etwa ein katholischer Gottesdienst á la Béas (oder im Zigeunerstyle). Darüber könnte ich jetzt auch noch eine Abhandlung verfassen, aber ich verschone euch damit.

Zum Abschluss gibt es noch ein paar Foties und herzlichste Grüße an euch alle und ganz besonders an die Geburtstagskinder!


ja, das bin ich. Für alle, die es noch nicht wissen, die Haare sind ab!







Mittwoch, 6. November 2013
BUDAPÄÄÄÄSCHT
Sziasztok drágaim!

wie man aus meiner subtilen Andeutung in der Überschrift eventuell erahnen kann, steht ein Wochenendtrip in die Hauptstadt bevor. Am Freitag bin ich bei einer anderen Freiwilligen aus Lettland zu einer Házibuli eingeladen (das Wort bedeutet Hausparty und liest sich Hasibuli ...ist das nicht süß). Überhaupt komme ich momentan viel rum. Das ist sozusagen mein Ablenkungsprogramm gegen das Heimweh.

Letzte Woche habe ich damit verbracht mit den Kiddies Halloween Deko und Friedhofskränze für Allerheiligen zu basteln. Das hat mich manchmal in verzwickte Situationen gebracht, weil ich den Kindern schlecht erklären konnte, dass das eigentlich zwei ganz unterschiedliche Feste sind und dass auf einen Kranz für ein Grab keine Fledermäuse drauf gehören.
Aber das Problem haben wahrscheinlich alle Erzieher, die sich gegen die schleichende Amerikanisierung europäischer Feiertage zu wehren versuchen. Ich warte ja eigentlich nur noch auf den Tag, an dem wir anfangen Thanksgiving zu feiern...oder den 4 Juli.

Konsequenterweise war ich dann auch selbst auf einer Halloweenparty am Donnerstag in Pécs. Dabei hat sich auch die Frage geklärt, die in meinem vorletzten Eintrag aufkam. Jetzt weiß ich nämlich, warum wir bei unserem ersten Versuch in Pécs feiern zu gehen so kläglich gescheitert sind... Die Ungarn belieben ihre guten Clubs gerne in den hintersten, letzten Winkeln zu verstecken, die man nur mit einheimischer Unterstützung finden kann.

Das Wochenende habe ich von Freitag an in Kaposvár verbracht. Eine Kleinstadt hier in der Nähe, aus der meine Mentorin Judit stammt und die ich deshalb unbedingt gesehen haben musste. Ganz viele alte Häuser, Brunnen, dann wieder Häuser ein Marktplatz und zu meiner freudigen Überraschung noch mehr Brunnen und Häuser. Doch mein geheucheltes Interesse an baufälligen Fassaden wurde beim anschließenden Familientreffen mehr als belohnt. Wie Gott in Frankreich durfte ich einem Meer von hausgemachten Köstlichkeiten wählen und mein Weinglas nahm biblische Züge an und wurde und wurde einfach nicht leer. Das ging das restliche Wochenende so weiter bis ich auch die entferntesten, angeheirateten Verwandten kennengelernt hatte.
Am Ende wurde mir dann auch noch ein Überlebenspacket mit Kuchen und Kiloweise Äpfeln und Kürbissen aus dem eigenen Garten aufgenötigt. Die ungarische Gastfreundschaft hat ihren Ruf definitiv verdient!!!

Alles in allem ein wirklich schönes Wochenende und so konnte ich dann auch wieder gut gelaunt in die Woche starten und habe festgestellt, dass mein Ungarisch auch langsam Fortschritte macht...ganz kleine zwar nur aber ich habe mir jetzt trotzdem mal ganz optimistisch ein kleines Buch auf ungarisch gekauft, mit dem festen Vorsatz es bis Januar zu lesen.
In diesem Sinne machts gut und das nächste Mal gibt es dann Impressionen aus Budapest.
Sarah



Dienstag, 29. Oktober 2013
Don Zoltán und seine Windmühlen
Hallo meine Lieben,

jetzt hab ich euch doch schon wieder so lange warten lassen. Lag vielleicht daran, dass ich meine Freizeit in der letzten Woche damit verbracht habe melancholische Musik zu hören (unter anderem auch Grönemeyer...ja lieber Ruhrpott, du fehlst mir) und versucht habe mir selbst in den Hintern zu treten. Das habe ich inzwischen aufgegeben. Unter anderem auch weil ich der Aussichtslosigkeit dieses Unterfangens gewahr wurde.

Angefangen hat alles damit, dass ich hier manchmal unter einem richtigen Kommunikationsstau leide. Ich rede einfach gerne mit Menschen und es ist so schade, wenn es am Medium scheitert. So kam es, dass ich angefangen habe meine Muttersprache richtig schmerzlich zu vermissen. Und mit dem Vermissen ist das ja so eine Sache; hat man erst einmal damit angefangen...
Da fragt man sich dann doch irgendwann, warum genau man jetzt eigentlich noch mal unbedingt weg musste und verfällt in diese Sorte abwägender Zwiegespräche. Nur musste ich auch dieses Zwiegespräch notgedrungen mit mir selbst führen. Dabei stellte sich heraus, dass ein Teil meiner multiplen Persönlichkeit zu einer latenten Gewaltbereitschaft neigt und seine Argumente irgendwann mit besagtem Tritt ins Gesäß untermauern wollte. Aber da waren wir ja schon.... ich will jetzt auch nicht über Heimweh jammern. Das ist nicht unbedingt ein sehr originelles Thema in einem Auslandsblog.

Ich werde euch einfach ein bisschen was von dem erzählen, was meinen Gesprächsbedarf in der letzten Woche angereizt hat. Ich war noch einmal in Pécs, um meinen Pädagogik Crashkurs ein bisschen zu erweitern und habe in diesem Rahmen eine Lehrerin kennengelernt, die in einem Gymnasium arbeitet, das auch Schüler aus Gilvánfa besuchen. In dem üblichen Smalltalk kamen wir darauf zu sprechen, was genau ich denn als Freiwillige in Ungarn mache und wo ich arbeite. Als ich darüber Auskunft gab, starrt die Frau mich schockiert an und sprach mir mit ganz belegter Stimme ihr tiefstes Mitleid aus. Dass ich d o r t arbeiten m ü s s e , das sei ja eine Zumutung und diese Zigeuner würden doch alle stinken und seinen doch ohnehin alle sehr einfach gestrickt. Ich habe ihr zu verstehen gegeben, dass ich mich freiwillig auf diese Arbeit beworben habe, dass sie mir sehr gefällt und dass ich sehr clevere und wohlriechende Kinder kennen gelernt habe. Daraufhin versuchte sie natürlich in großen Bögen zurück zu rudern á la: Ich bin ja wirklich kein Rassist, ABER... und ein Bekannter von mir hat da was erlebt und natürlich sind nicht alle so, ABER....

Mich haben bei dieser Unterhaltung zwei Dinge gewundert. Zum einen, dass sie sich in ihrer Funktion als Lehrerin nicht einmal die Mühe macht ihre Vorurteile ab und an zu hinterfragen und wenigstens versucht den Schülern unvoreingenommen gegenüber zu treten. Zum Anderen, dass sie ihre Meinung mit einer Selbstverständlichkeit zum Besten gegeben hat, die darauf schließen lässt, dass sie meistens positives Feedback darauf bekommt.

Die nächste interessante Begebenheit betrifft den Kindergarten in dem ich Englischunterricht gebe. Wobei es weniger eine Begebenheit ist, als vielmehr ein Zustand. Mir ist aufgefallen, dass die Kinder es nicht gewöhnt zu sein scheinen unter Anleitung zu spielen oder zu basteln. Egal was ich mit ihnen mache, alles muss ich von Grund auf erklären, sogar so einfache Dinge wie "jetzt machen wir einen Stuhlkreis". Da habe ich mich gefragt, was die sonst so den ganzen Tag machen und bin einfach mal "aus versehen" eine Stunde früher rein geplatzt um ein bisschen zu spionieren. Ich habe drei Erzieher gesehen, die Kaffee getrunken und in Zeitschriften geblättert haben, während überall Kinder herum gerannt sind, sich geprügelt haben, Dinge kaputt gemacht haben, ohne dass mal jemand eingegriffen hätte. Ich hatte den Eindruck, dass die Kinder dort wirklich nur verwahrt werden, ohne dass sich jemand großartig darum kümmert, was sie machen. Dieser Eindruck hat sich gefestigt, als ich mit einer Frau gesprochen habe, die ihre Tochter jeden Tag eine halbe Stunde mit dem Fahrrad in den Kindergarten zwei Dörfer weiter bringt. Schließlich habe ich auch mit meinem Chef darüber gesprochen und er meinte, dass die Motivation der Erzieherinnen gegen Null tendiert, weil sie ja "nur" in einem Zigeunerkindergarten arbeiten.

Man stelle sich einmal einen kleinen Zoltán vor, der kaum dass er drei Jahre als ist das erste Mal mitbekommt, dass er "nur" ein Zigeuner ist. Das gleiche geht dann in der Grundschule und offensichtlich auch am Gymnasium weiter. Ich kann mir vorstellen, dass es ganz schön anstrengend ist immer wieder gegen Windmühlen zu kämpfen. Ich kenne Jugendliche in Gilvánfa, die leider jedes Vorurteil bestätigen aber was war wohl zuerst da: das Kind oder das Vorurteil.

Das macht einen schon ein bisschen nachdenklich. Auch weil das ja nicht erst seit gestern so läuft und nicht nur in Ungarn und auch nicht nur mit den "Zigeunern". Diese Variablen kann man beliebig ersetzten, ohne dass sich an dem Ergebnis etwas ändert.
Ich nehme mal an, wenn wir nach ein paar Jahrtausenden Menschheitsgeschichte immer noch nicht wissen, warum wir uns nicht einfach alle lieb haben können, werde ich die Antwort jetzt auch nicht entdecken...leider.

So das wars dann auch an tiefsinniger Philosophie. Ich wünsche euch eine gute Nacht und auch ansonsten nur das Beste.
Fühlt euch geknuddelt!
Sarah



Sonntag, 20. Oktober 2013
Hol van a Party?
Sziasztok,

klopf, klopf
Wer ist da?
deine Kopfschmerzen...

so in etwa ging es mir heute Morgen. Hintergrund ist folgender:
Nach nun einmonatiger Abstinenz in Magyarmecske haben Marcsi und ich uns gestern auf nach Pécs gemacht, um das dortige Nachtleben zu erkunden. Doch dieses Nachtleben ist ein scheues Tierchen hier... gar nicht so einfach zu finden. Der erste Klub, den wir ausfindig machen konnten sah von außen erst einmal nicht weiter verdächtig aus. Drinnen jedoch überkam mich ein komisches Gefühl. Es fing damit, an dass ich die Leute um mich herum verstand. Erst dachte ich, der Alkohol hätte eine Barriere in meinem Hirn gelöst und ich könnte jetzt fließend ungarisch, aber nein, ich bemerkte relativ schnell, dass es daran lag, dass alle um mich herum deutsch sprachen.
Da fing ich an mich genauer umzusehen. Hipsterbrillen, Gelfrisuren, halb aufgeknöpfte Hemden, Highheels. Oh, oh, es schien als hätten sich alle deutschen Medizinstudenten von Pécs hier versammelt. Und davon gibt es reichlich, denn wer als deutsches Medizieneersöhnchen leider keinen Studienplatz in Heidelberg bekommt, dem bezahlt Papa dann das Studium an der hiesigen Universität, die sich mit einem Medizinstudiengang auf deutsch extra auf dieses Klientel eingestellt hat. Diese Sorte Student zeigt sich erstaunlich assimilationsresistent und lebt in einer Subkultur, dessen Epizentrum wir gestern entdeckt haben.
(Klar gibt es auch andere Medizinstudenten, die hier nur dem NC-Irrsinn entkommen wollen, aber die sind dann wahrscheinlich auch nicht ganz so ignorant, dass sie sich in eigenen Etablissements gegen die Eingeborenen abschotten)
Also neues Spiel neues Glück. Klub Nummer zwei sah schon mal vielversprechend aus: nackte Steinwände, dröhnende Bässe, alles ein bisschen heruntergekommen (keine Highheels ;)...nur eins hat mir dann doch gefehlt. Leute in meinem Alter. Das anwesende Publikum war zum Großteil männlich und über vierzig. Ich weiß noch nicht, wo sich die Zwanziger in Pécs samstags rumtreiben, wir haben sie gestern leider nicht finden können. Auf der Suche nach Klub Nummer drei sind wir dann allerdings ein paar Budapestern begegnet, die sich die selbe Frage stellten wie wir:
Hol van a Party? (Wo ist die Party)
Das Ende vom Lied: Obwohl die Budapester Orbán-Wähler waren und einen latenten Rassismus gegenüber Zigeunern zur Schau getragen haben, konnten wir sie überreden die Nacht in einer Zigeunerbar ausklingen zu lassen. Und ich glaube, obwohl sie sich dagegen gewehrt haben, hat es ihnen Spaß gemacht. Zu der Musik muss man einfach tanzen :D.

So war der Schlafentzug dann doch nicht ganz umsonst, aber verglichen mit Bochum hatte ich mir von Pécs bei Nacht doch mehr erhofft. Naja, ich hab ja noch Zeit, die Insidertipps zu entdecken.

Was gibt es sonst noch Wissenswertes: Ich habe letzte Woche angefangen im Kindergarten Englisch Unterricht zu geben und muss sagen, dass es wirklich Spaß macht. In dem Alter sind die Kids noch recht einfach zu begeistern. Ansonsten fällt mir jetzt grade nicht mehr viel ein. Mein Gehirn läuft aber auch auf Sparflamme momentan.
Ich lass es euch wissen, wenn sich etwas Weltbewegendes ereignen sollte.
Bis dahin alles Liebe an meine Lieben und danke für die Kommentare :* liks und :* rechts
Sarah



Freitag, 11. Oktober 2013
Poetische Ergüsse 1.0
Hallo meine Lieben,
schon wieder neigt sich eine Arbeitswoche dem Ende zu . Wie die vorangegangenen hatte auch diese ihre Tief- und Höhepunkte. Zu letzteren gehörte das Playback-Theater. Das ist ein Projekt von einem Theaterpädagogen aus Pécs, der von jetzt an alle zwei Wochen zu uns stoßen wird. Einer Gruppe interessierter Jugendlicher (und mir) will er die Form des Playback-Theaters näher bringen. Was genau das ist habe ich auch erst durch google verstanden, da der gute Mann leider kein Englisch, dafür aber sehr schnelles Ungarisch spricht. Um es kurz zu fassen: Es ist wie ernsthaftes Improtheater. Das Publikum wird in das Spiel miteinbezogen, nur eben geht es dabei nicht um möglichst gute Gags, sondern darum, Gefühle zu verarbeiten, Problemsituationen zu reflektieren etc.

Irgendwann sind wir später auf Poetry-Slams zu sprechen gekommen und das Ende vom Lied ist, dass ich das nächste Mal einen Slam Gedicht vortragen werde. Der Theatermensch hat so was nämlich noch nie gehört und selbst die Tatsache, dass es ein deutscher Text sein wird, konnte seine Begeisterung nicht dämpfen.
Ich habe erst überlegt, eines von Sebastian23 (einer meiner Lieblings-Slamer) zu nehmen, bis dann im Lauf der letzten Tage doch meine eigene Kreativität aus dem Winterschlaf erwacht ist. Der folgende Text hat sich dabei wie von alleine geschrieben, was wohl auch meiner Situation hier geschuldet sein dürfte.
Es ist zwar bis jetzt nur ein kleines Pflänzchen, aber vielleicht wächst es ja noch;)
Für alle Hobbygärtner unter euch, die schon mal einen Blick darauf werfen möchten:

Wenn ich Worte höre

Wenn ich Worte höre, die ich nicht verstehe,
einfach nach dem Klang der Stimme gehe,
dazu deine Lippen sehe,
wie sie sich im Takt bewegen
und Konstrukte bauen,
die dann vor mir schweben
und mich fragend anschauen.
Sie fragen mich:
"Was bin ich?"
Als wären sie mit einem Schleier bedeckt,
durch den hier und da etwas durchleckt;
ein kurzer Blick, eine schwacher Schein.
Tja, was magst du wohl sein?

In meiner Fantasie bist du eine Nebelschwade,
von der ich nur die Farben erahne.
Du beginnst zu tanzen und füllst den Raum
in surrealen Formen, wie in einem Traum
wirst du mal schneller, mal stoppst du abrupt,
was sich nur als Anlauf entpuppt
zum nächsten Höhenflug.
Windend schlingst du dich dort um die Vokale
und drohst, dich im Nichts zu verlieren,
bis du mit einem Male
scheinst keck um mich zu hofieren.
Du schmiegst dich an mich und springst leicht in die Höh'
damit ich dich besser seh'.
Ich werd dem wohl gewahr
allein mir fehlt das rechte Gebahr,
dir die Hand zu reichen,
drum beginnst du wieder von mir zu weichen.

Was von dir bleibt, ist eine blasse Spur,
ein Schatten deiner Selbst nur.
Bist reduziert und alle Zierde ist verblichen,
dabei liegt das Schöne doch im Unwesentlichen.
So bleibt mich nichts, als den Lippen zuzusehen,
wie sie weiter vage Gestalten aushauchen,
die dann in meinem Nebelmeer untergehen,
nur gelegentlich daraus hervor tauchen.
Sie füllen den Raum um mich herum
und ich, ich bleibe stumm.


Abschließend überlasse ich euch noch eine kleine musikalische Untermalung für meinen Wochenbericht:

http://www.youtube.com/watch?v=e5S7yBTPEGg

Das Lied macht sich wirklich sehr gut in den abgeschiedenen Weiten von Magyarmecske. Stellt euch einfach vor, ihr würdet durch ein Meer aus verdorrten Maisfeldern wandern, die alle exakt gleich aussehen...

Mit einem "Yiihaaa" aus der Prärie
und ganz vielen Grüßen,
Sarah