Ein leise gehauchtes "Hallo" an meine Lieben,
ich befinde mich momentan noch in der Rehabilitationsphase nach den letzten Tagen....aber aus anderen Gründen als ihr jetzt vielleicht denkt.
Es hatte so schön angefangen am Freitag. In Budapest angekommen, hatte ich das Privileg in einer absolut perfekten Wohnung, direkt im Zentrum von Pest unterzukommen. Altbau, meterhohe Decken, ein Innenhof, der aussieht wie der Kaninchenbau aus Alice im Wunderland. Dazu meine lettische Freundin Madara und ein Willkommenstrunk aus ihrer Heimat mit dem treffenden Namen Balszam. Bei der anschließenden Hazibuli fanden sich noch weitere bekannte Gesichter und natürlich war das dominierende Gesprächsthema "Na....wie läuft es denn bei dir so?" Für Manche war dies leider das Sprungbrett in einen Pool aus Selbstmitleid. Genährt wurde selbiges aus der Tatsache, dass sie sich ja so furchtbar langweilen würden...in Budapest...einer Stadt mit zwei Millionen Einwohnern. Und sie hatten noch nicht einmal den Anstand, den beißenden Sarkasmus in meinen Antworten zu bemerken, den ich mir leider wirklich nicht verkneifen konnte, nachdem ich fast 6 Stunden durch die Pampa getuckert bin, um mir das anzuhören. Ohne mich jetzt all zu sehr über die Geisteshaltung einiger meiner Mitstreiter zu echauffieren, für die ein Freiwilligenjahr nur eine weitere Etappe auf dem Weg zum perfekten Lebenslauf darstellt, muss ich doch sagen, dass manche EVS Stellen eine reine Geldverschwendung darstellen. Eines der Mädels, die vor Langeweile umzukommen droht, sobald ihr Smartphone Akku leer ist, arbeitet in einem privaten Kindergarten im Villenviertel von Buda. Dort ist je eine Erzieherin für 5 Kinder zuständig. Das Programm reicht von musikalischer Frühförderung über bilinguale Erziehung bis hin zu Tanzstunden. Ihre Aufgabe als Freiwillige besteht einzig und allein darin, da zu sein und mit den Kindern auf deutsch zu spielen, wenn denen zwischen Klavier- und Ballettunterricht gerade der Sinn danach steht. Mein Problem an der Sache ist, dass ich nicht verstehe, warum dieser Kindergarten von der EU finanzierte EVS Freiwillige braucht. Ob es vielleicht daran liegen könnte, dass recht enge persönliche Kontakte zu der CO-Organisation bestehen....
Zum Glück hatte Madara allerdings auch noch andere Partygäste eingeladen mit denen wir dann irgendwann in Richtung Szimpla losgezogen sind. Wer oder was ist Szimpla?
Szimpla Kert ist einer der spannendsten Orte, die ich bisher gesehen habe. Eine Wohnhausruine im Zentrum von Pest, in der einfach jeder Quadratzentimeter die Frage aufwirft: Ist das Kunst, oder kann das weg?
(Einfach mal Szimpla bei Google eingeben und Bilder angucken...oder besser noch: herkommen:) Bei Nacht ist es ein Club der etwas anderen Art, bei Tag eine Art Marktplatz. Natürlich trifft man echte Budapester eher selten dort an, höchstens wenn sie ausländischen Freunden diesen Ort zeigen wollen. Aber auch wenn es kein wirklicher Insidertipp ist, lohnt es sich auf jeden Fall.
Schnitt [Samstag Mittag]
Wir haben irgendwo in der Innenstadt gefrühstückt und uns danach die Stadt angeschaut, wobei man diese Phrase irgendwie schlecht auf Budapest anwenden kann. Ein Ungar der seit mittlerweile sieben Jahren dort lebt, ist felsenfest der Meinung, dass diese Stadt der Beweis dafür ist, dass wir alle in der Matrix leben. Menschen und Dinge könnten hier in Telefonzellen verschwinden, ohne dass es jemandem auffallen würde. Aber ich muss fairerweise gestehen, dass auf mich als Unschuld vom Lande, wahrscheinlich jeden Großstadt einen ähnlichen Eindruck machen würde.
Schnitt [Samstag Abend]
Was macht man an einem Samstagabend in Budapest wohl....richtig, wir haben uns natürlich gelangweilt.
Schnitt [Sonntag Morgen]
Frühstück im Szimpla, Glühwein auf der Fischbastei und dann hieß es auch schon wieder schweren Herzens Abschied nehmen. Auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin, ob man sich in Budapest jemals wirklich heimisch fühlen könnte. Ich bin froh, dass ich für die nächsten Jahre immer eine Matratze in Budapest haben werde, weil das definitiv nicht das letzte Mal war, dass ich dort gewesen bin. Gleichzeitig bin ich aber auch froh, dass es mich nach Magyarmecske verschlagen hat.
Das eigentliche Abenteuer des Wochenendes begann aber erst, als ich schon auf der Heimreise nach Pécs war. Mein Zug beschloss nämlich mitten auf der Strecke im Nirgendwo stehen zu bleiben. Die nächsten zwei Stunden war ich dann damit beschäftigt, konfuse ungarische Ansagen zu übersetzten und eine Übernachtungsmöglichkeit in Pécs zu organisieren bis es dann endlich weiterging. Am Bahnhof in Pécs bin ich dann auch siegreich aus der Schlacht um ein freies Taxi hervorgegangen nur um dem Fahrer dann verständlich zu machen, dass ich nicht den dreifachen Preis bezahlen möchte, nur weil ich augenscheinlich keinen Ungarin bin. Dezent verkatert bei Judit angekommen habe ihr auf Knien für das angebotene Bett gedankt, der einzige Haken war nur, dass ich es keine sechs Stunden später schon wieder verlassen musste, weil gestern eine große St. Martins Feier in einem Dorf in der Nähe geplant war, zu der wir mit dem gesamten Tánoda-Team und allen Kiddies gefahren sind. Immer noch die Klamotten von Budapest am Leib, habe ich im strömenden Regen bei molligen 7 Grad Stunden damit zugebracht auf matschigen Sportplätzen herum zu waten und habe mir gewünscht, der heilige St. Martin wäre im August oder meinetwegen September auf die Idee gekommen, seinen Mantel zu teilen. Am Ende waren dann aber doch noch ein paar Highlight dabei, so etwa ein katholischer Gottesdienst á la Béas (oder im Zigeunerstyle). Darüber könnte ich jetzt auch noch eine Abhandlung verfassen, aber ich verschone euch damit.
Zum Abschluss gibt es noch ein paar Foties und herzlichste Grüße an euch alle und ganz besonders an die Geburtstagskinder!
ja, das bin ich. Für alle, die es noch nicht wissen, die Haare sind ab!
"3. Szene: In der Offiziersvermesse
-- Oberspaßgeldwedel Lack und Geldwedel Hochglanz mit Major Eichel kartenspielend am Tisch sitzend. Eichel sparsam an Zigarre ziehend und ein kleines Gläschen Cognac aus dem Sonderangebot nippend. Gefeierter tritt hinzu, schlägt die Hacken zusammen, salutiert. --
GEFEIERTER: Herr Major! Herr Oberspaßgeldwedel! Herr Geldwedel! Befehl vom Generalverdacht: Generalverdacht erwartet Lack, Pomp und Hochglanz in seiner Amtsstube!
LACK: Sehr wohl! Spaßbefreiter Pomp für heute dienstunfähig gemeldet! Bei Schließübung Theater gehabt!"
EICHEL: Das Theater hätte man sich mit meinem Sparplan auch gleich sparen können! Ziehe mich auf mein Quartier zurück! Guten Tag, die Herren!
-- Lack, Hochglanz und Gefeierter salutieren. Eichel kraftsparenden Schrittes ab. --
LACK: Auf zum Generalverdacht!
HOCHGLANZ: Sehr wohl!"
Ausschnitt aus: Philip Dorok (2012): Streicher - ein Dramulett. In: P. Dorok, U. Schröder (Hg.): Treibgut. Pandoras Büchsenöffner. Bochum, S. 150.
-> Lektüre sehr zu empfehlen.
... ansonsten aus dem Westen nix Neues. Alles, wie gehabt. Nur eine Frau Braun wird vermisst. Sarah der Vorname. Man hofft, es gehe ihr gut. Über Nachricht würde man sich -wie immer- freuen. Die nächste Hazibuli leider noch nicht in Sicht. Aber Weihnachtsmarkt soll morgen besucht werden. Ob es da zum Glühwein Pronommes Frittes gibt? Wenn nicht, hagelt es meinerseits Diakritika! Heute fehlte z.B. im Kühlschrank einfach die Milch. Cornflakes ohne Milch lecker knackig gewesen...
In diesem Sinne - beste Grüße!!!
eknA