oh szép fenyö...
Hallo zusammen,
ich weiß nicht, ob ihr die Uhrzeit sehen könnt, zu der ich diesen Beitrag verfasse, aber ich halte es hier sicherheitshalber fest: 00.40 Uhr. Wiso musste es so spät werden, bis meine Hände den Weg zur Tastatur gefunden haben?

Ich schleppe mich seit zwei Wochen mit einer schleichenden Erkätung durch die Gegend und noch diverser anderer Wehwehchen, was die lieben Menschen in meiner Umgebung leider dazu veranlasst, alle möglichen (und unmöglichen) Hausmittelchen an mir auszuprobieren. Standartmäßig wird natürlich als erstes immer Pálinka empfohlen, wer das überlebt sieht sich hiernach einer Tasse heißem, dampfenden Zwiebeltee gegenüber. Man koche hierzu einfach die Schalen roter Zwiebeln aus und serviere das ganze dann auch noch mit Ingwer (es klingt nur halb so eklig, wie es schmeckt...selbst wenn man davor noch so viel Palinka getrunken hat). Besonders hartnäckige Vieren bekommen es im Folgenden mit einer Mischung zu tun, die selbst die Inkarnation des Bösen in die Flucht schlägt: Knoblauch in Honig eingelegt (nach transilvanischem Originalrezept). Danach hat mich nicht nur Dracula für einige Tage gemieden, auch der Englisch Unterricht gestaltet sich schwer, wenn man kaum den Mund aufmachen kann ohne ...naja ihr könnt es euch denken.
Wen die Viren nicht in die Knie zwingen, den kriegt diese Kur garantiert klein.
Außerdem wurde ich, wie so viele Menschen jedes Jahr von dieser immer wiederkehrenden Weihnachtszeit überrascht.
Weihnachtsdeko hier, Weihnachtsmarktbesuche dort (ohne Glühwein, dafür mit ganz vielen Kindern...die Kopfschmerzen danach sind ungefähr vergleichbar), zwischen drin eine Caritas-Jahresfeier für die im Dorf sogar ein Schwein geschlachtet wurde.
Ich will jetzt gar nicht großartig die Vegetarier-Diskussion aufmachen, schon gar nicht in Anbetracht der ungarischen Küche, ABER zwei kleine Bemerkungen seinen mir erlaubt.
1. Die haben das Tier auf "traditionelle Art" geschlachtet, was heißt, dass man auf den Kopfschuss vor dem Schnitt durch die Kehle verzichtete hat. Stattdessen wurde das Schwein vorne und hinten festgehalten, dann recht unsauber die Kehle durchgeschnitten und der Kopf schließlich mit einem Beil abgehackt. Das ist auf jeden Fall ehrlicher als die Massenschlachtung in großen Fabrikhallen, aber dennoch darf man Traditionen doch ab und an hinterfragen! Warum hat man den Tieren früher die Kehle durchgeschnitten? Weil es keine andere Möglichkeit gab. Muss man das beibehalten, wenn es nicht notwendig ist? Meinetwegen können Menschen Tiere essen, auch wenn es vernünftigere Alternativen gibt, aber muss man sie davor unbedingt quälen? Ich habe darauf verzichtet, mir das Spektakel anzusehen, aber ich ich konnte leider nicht umhin es zu hören und das hat eigentlich schon gereicht.
2. Ich muss leider hinzufügen: in Anbetracht der Schmackhaftigkeit des Essens ist das Vieh vollkommen umsonst gestorben.

Ich komme lieber zu einem schöneren Thema: Nikolaus. Angesichts der Uhrzeit in Stichworten: Kindergarten, Puppentheater, Präsentation eines englischen Songs mit Tanz und gaaaanz stolzen Kindern, weil sie jetzt englisch sprechen können ;) Schokonikoläuse für die Tánoda-Kids und einer wunderschönen Nikolausüberraschung aus Deutschland für mich :D

Und bevor ich es dann für heute auch gut sein lasse noch eine kleine Geschichte aus der Kategorie "Warum kann Dummheit nicht wehtun???"

Meine liebe Kollegin Judit arbeitet neben Ihrem Job in der Tánoda auch noch in einer Eliteschule in Pécs als Latein-Nachhilfelehrerin. Diese Schule sammelt jedes Jahr zu Weihnachten für notleidende Kinder. Meistens werden Secondhand Kleider und Spielsachen zu Päckchen verpackt, die sie dann irgendwohin schicken, wo nicht so viel unterm Baum liegt. Judit hat unter ihren Kollegen die Kinder aus Gilvánfa und Alsoszentmárton als Empfänger der Pakete ins Gespräch gebracht, unwissend, dass sie diese damit in eine ganz "ääärnsten" Konflikt bringt. Einerseits kann die Direktorin schlecht erklären, was die Kinder dort von armen Kindern ein paar hundert Kilometer weiter in Rumänien unterscheidet ohne sich offen als Rassistin zu bekennen, andererseits wird die Schule größtenteils von treuen Fidesz-Wählern finanziert. Es wäre schon fast zynisch, wenn die auf einmal Care-Pakete für Zigeuner schnüren würden, wo sie ihnen sonst wahrscheinlich am liebsten die ungarische Staatsbürgerschaft wegnehmen würden.
Die Lösung, die die Schulleitung nun gefunden hat: In diesem Jahr sammeln sie einfach für die "armen Kinder" an ihrer Schule, aber natürlich keine gebrauchten Kleider, denn man will ja niemanden beleidigen. Stattdessen dürfen gewillte Gutmenschen nun Shoppinggutscheine spenden; für die weniger Begüterten unter den gut Behüteten.
Wenn einem das nicht die Tränen in die Augen treibt...

Selbige fallen mir jetzt auch langsam zu....Gute Nacht Und seid mir nicht böse, wenn es manchmal ein bisschen länger dauert mit dem Schreiben.

denkt an mich, wenn ihr die Tage Knoblauch esst ;)
Sarah