Freitag, 11. Oktober 2013
Poetische Ergüsse 1.0
Hallo meine Lieben,
schon wieder neigt sich eine Arbeitswoche dem Ende zu . Wie die vorangegangenen hatte auch diese ihre Tief- und Höhepunkte. Zu letzteren gehörte das Playback-Theater. Das ist ein Projekt von einem Theaterpädagogen aus Pécs, der von jetzt an alle zwei Wochen zu uns stoßen wird. Einer Gruppe interessierter Jugendlicher (und mir) will er die Form des Playback-Theaters näher bringen. Was genau das ist habe ich auch erst durch google verstanden, da der gute Mann leider kein Englisch, dafür aber sehr schnelles Ungarisch spricht. Um es kurz zu fassen: Es ist wie ernsthaftes Improtheater. Das Publikum wird in das Spiel miteinbezogen, nur eben geht es dabei nicht um möglichst gute Gags, sondern darum, Gefühle zu verarbeiten, Problemsituationen zu reflektieren etc.

Irgendwann sind wir später auf Poetry-Slams zu sprechen gekommen und das Ende vom Lied ist, dass ich das nächste Mal einen Slam Gedicht vortragen werde. Der Theatermensch hat so was nämlich noch nie gehört und selbst die Tatsache, dass es ein deutscher Text sein wird, konnte seine Begeisterung nicht dämpfen.
Ich habe erst überlegt, eines von Sebastian23 (einer meiner Lieblings-Slamer) zu nehmen, bis dann im Lauf der letzten Tage doch meine eigene Kreativität aus dem Winterschlaf erwacht ist. Der folgende Text hat sich dabei wie von alleine geschrieben, was wohl auch meiner Situation hier geschuldet sein dürfte.
Es ist zwar bis jetzt nur ein kleines Pflänzchen, aber vielleicht wächst es ja noch;)
Für alle Hobbygärtner unter euch, die schon mal einen Blick darauf werfen möchten:

Wenn ich Worte höre

Wenn ich Worte höre, die ich nicht verstehe,
einfach nach dem Klang der Stimme gehe,
dazu deine Lippen sehe,
wie sie sich im Takt bewegen
und Konstrukte bauen,
die dann vor mir schweben
und mich fragend anschauen.
Sie fragen mich:
"Was bin ich?"
Als wären sie mit einem Schleier bedeckt,
durch den hier und da etwas durchleckt;
ein kurzer Blick, eine schwacher Schein.
Tja, was magst du wohl sein?

In meiner Fantasie bist du eine Nebelschwade,
von der ich nur die Farben erahne.
Du beginnst zu tanzen und füllst den Raum
in surrealen Formen, wie in einem Traum
wirst du mal schneller, mal stoppst du abrupt,
was sich nur als Anlauf entpuppt
zum nächsten Höhenflug.
Windend schlingst du dich dort um die Vokale
und drohst, dich im Nichts zu verlieren,
bis du mit einem Male
scheinst keck um mich zu hofieren.
Du schmiegst dich an mich und springst leicht in die Höh'
damit ich dich besser seh'.
Ich werd dem wohl gewahr
allein mir fehlt das rechte Gebahr,
dir die Hand zu reichen,
drum beginnst du wieder von mir zu weichen.

Was von dir bleibt, ist eine blasse Spur,
ein Schatten deiner Selbst nur.
Bist reduziert und alle Zierde ist verblichen,
dabei liegt das Schöne doch im Unwesentlichen.
So bleibt mich nichts, als den Lippen zuzusehen,
wie sie weiter vage Gestalten aushauchen,
die dann in meinem Nebelmeer untergehen,
nur gelegentlich daraus hervor tauchen.
Sie füllen den Raum um mich herum
und ich, ich bleibe stumm.


Abschließend überlasse ich euch noch eine kleine musikalische Untermalung für meinen Wochenbericht:

http://www.youtube.com/watch?v=e5S7yBTPEGg

Das Lied macht sich wirklich sehr gut in den abgeschiedenen Weiten von Magyarmecske. Stellt euch einfach vor, ihr würdet durch ein Meer aus verdorrten Maisfeldern wandern, die alle exakt gleich aussehen...

Mit einem "Yiihaaa" aus der Prärie
und ganz vielen Grüßen,
Sarah