Sonntag, 20. Oktober 2013
Hol van a Party?
Sziasztok,

klopf, klopf
Wer ist da?
deine Kopfschmerzen...

so in etwa ging es mir heute Morgen. Hintergrund ist folgender:
Nach nun einmonatiger Abstinenz in Magyarmecske haben Marcsi und ich uns gestern auf nach Pécs gemacht, um das dortige Nachtleben zu erkunden. Doch dieses Nachtleben ist ein scheues Tierchen hier... gar nicht so einfach zu finden. Der erste Klub, den wir ausfindig machen konnten sah von außen erst einmal nicht weiter verdächtig aus. Drinnen jedoch überkam mich ein komisches Gefühl. Es fing damit, an dass ich die Leute um mich herum verstand. Erst dachte ich, der Alkohol hätte eine Barriere in meinem Hirn gelöst und ich könnte jetzt fließend ungarisch, aber nein, ich bemerkte relativ schnell, dass es daran lag, dass alle um mich herum deutsch sprachen.
Da fing ich an mich genauer umzusehen. Hipsterbrillen, Gelfrisuren, halb aufgeknöpfte Hemden, Highheels. Oh, oh, es schien als hätten sich alle deutschen Medizinstudenten von Pécs hier versammelt. Und davon gibt es reichlich, denn wer als deutsches Medizieneersöhnchen leider keinen Studienplatz in Heidelberg bekommt, dem bezahlt Papa dann das Studium an der hiesigen Universität, die sich mit einem Medizinstudiengang auf deutsch extra auf dieses Klientel eingestellt hat. Diese Sorte Student zeigt sich erstaunlich assimilationsresistent und lebt in einer Subkultur, dessen Epizentrum wir gestern entdeckt haben.
(Klar gibt es auch andere Medizinstudenten, die hier nur dem NC-Irrsinn entkommen wollen, aber die sind dann wahrscheinlich auch nicht ganz so ignorant, dass sie sich in eigenen Etablissements gegen die Eingeborenen abschotten)
Also neues Spiel neues Glück. Klub Nummer zwei sah schon mal vielversprechend aus: nackte Steinwände, dröhnende Bässe, alles ein bisschen heruntergekommen (keine Highheels ;)...nur eins hat mir dann doch gefehlt. Leute in meinem Alter. Das anwesende Publikum war zum Großteil männlich und über vierzig. Ich weiß noch nicht, wo sich die Zwanziger in Pécs samstags rumtreiben, wir haben sie gestern leider nicht finden können. Auf der Suche nach Klub Nummer drei sind wir dann allerdings ein paar Budapestern begegnet, die sich die selbe Frage stellten wie wir:
Hol van a Party? (Wo ist die Party)
Das Ende vom Lied: Obwohl die Budapester Orbán-Wähler waren und einen latenten Rassismus gegenüber Zigeunern zur Schau getragen haben, konnten wir sie überreden die Nacht in einer Zigeunerbar ausklingen zu lassen. Und ich glaube, obwohl sie sich dagegen gewehrt haben, hat es ihnen Spaß gemacht. Zu der Musik muss man einfach tanzen :D.

So war der Schlafentzug dann doch nicht ganz umsonst, aber verglichen mit Bochum hatte ich mir von Pécs bei Nacht doch mehr erhofft. Naja, ich hab ja noch Zeit, die Insidertipps zu entdecken.

Was gibt es sonst noch Wissenswertes: Ich habe letzte Woche angefangen im Kindergarten Englisch Unterricht zu geben und muss sagen, dass es wirklich Spaß macht. In dem Alter sind die Kids noch recht einfach zu begeistern. Ansonsten fällt mir jetzt grade nicht mehr viel ein. Mein Gehirn läuft aber auch auf Sparflamme momentan.
Ich lass es euch wissen, wenn sich etwas Weltbewegendes ereignen sollte.
Bis dahin alles Liebe an meine Lieben und danke für die Kommentare :* liks und :* rechts
Sarah